Beckenboden und Sexualität

Der Beckenboden ist ein aktives Sexualorgan. Bewusste Anspannungen der Muskulatur steigern die lokale Blutfüllung der Gefäße (wichtig für die Peniserektion). Die Muskelaktivität fördert sowohl beim Mann, als auch bei der Frau das körperliche Empfinden in der Anfangsphase sexueller Erregung. Die körperlichen Gefühle des Orgasmus werden durch eine Abfolge unwillkürlicher Anspannungen des Beckenbodens hervorgerufen.

Ist die Grundspannung des Beckenbodens zu niedrig, ergibt sich eine Lockerheit der Muskulatur und „eine Weite der Muskelschlinge“, die mangelnde sexuelle Gefühle zur Folge hat („Lost-Penis-Syndrom“). Dies ist nicht selten nach Geburten der Fall.

Erektile Dysfunktion (ED) ist definiert als die Unfähigkeit, eine Erektion zu erreichen oder zu erhalten, die für eine befriedigende sexuelle Aktivität ausreicht. Neben einer medikamentösen Therapie, operativen Maßnahmen (Vakuumgeräte, Penisringe etc.) zeigen Beckenbodenübungen als Behandlungsmaßnahme einen beachtlichen Erfolg.

Ist dagegen die Grundspannung des Beckenbodens zu hoch (hyperaktiver Beckenboden), so ist bei beiden Geschlechtern die Empfindungsfähigkeit gestört. Ist eine Verkrampfung der Vagina vorhanden, so kann der Penis schwer oder gar nicht in die Scheide eindringen. Der Geschlechtsverkehr wird schmerzhaft oder gar unmöglich, oft baut sich im Laufe der Zeit zusätzliche Spannung auf – ein Teufelskreis entsteht. Kommt es bei einem überaktiven Beckenboden zum Orgasmus, so kann dieser in einem schmerzhaften Krampf ausarten.

Mein Therapieansatz

Viele Menschen wissen nicht, welche Rolle der Beckenboden in der Sexualität spielt. Es ergeben sich ganz neue Körperempfindungen, wenn sie durch die Therapie ein Beckenbewusstsein entwickeln. Auch wird die Orgasmusfähigkeit positiv beeinflusst.

Je nach Beschwerden versuche ich die Muskelspannung zu normalisieren oder mit gezielten Beckenbodenübungen die fehlende Muskelkraft aufzubauen.

Für mich ist es wichtig, dass meine Patienten zu mir Vertrauen entwickeln und offen ihre Anliegen ansprechen können.

 

 

 

 

Schwangerschaft, Geburt und Rückbildungszeit

Ein „bewusster Beckenboden“ gibt Halt und Verschlusskraft während der Schwangerschaft, erleichtert die Geburt und unterstützt die Rückbildungsvorgänge!

Diese Lebensphase einer Frau stellt den Körper aufgrund hormoneller und physiologischer Veränderungen vor große Herausforderungen.

Während der Schwangerschaft können erste Symptome einer beginnenden Inkontinenz auftreten, d.h. beim Husten und Niesen verliert die Schwangere etwas Urin. Ursache ist aber nicht das kindliche Köpfchen, das auf die Blase drückt, wie häufig angenommen wird, sondern eine funktionelle Beckenbodenschwäche. Blasenbeschwerden, wie z.B. häufiger Harndrang und das Entleeren nur kleiner Urinmengen kommen dazu. Durch Hormoneinflüsse können Krampfadern (auch im Beckenbereich) und Hämorrhoiden entstehen. Der Beckenboden wird weicher und elastischer.

Bitte beachten Sie, dass die Inkontinenz in der Schwangerschaft nicht physiologisch ist! Bereits zu diesem Zeitpunkt sollte die werdende Mutter mit einer physiotherapeutischen Behandlung beginnen, denn die Erfahrung zeigt, je länger es dauert bis die Blase wieder dicht ist, desto früher treten wieder Inkontinenzprobleme auf.

Weitere Beschwerden, über die Schwangeren klagen, sind Rückenschmerzen durch den wachsenden Bauch, Ischialgien, Symphysenlockerung (Schambeinfugenlockerung), Symphysendehnung und Steißbeinschmerzen. Hier kann ich durch gezielte Physiotherapie für Linderung sorgen.

Nach der Geburt: Beckenbodenanteile differenziert aktivieren!

Störungen im Wochenbett und in der Rückbildungszeit, für die ich eine physiotherapeutische Therapie anbiete:

  • Lockerung der Symphyse und des Beckenringes durch den kindlichen Kopf während des Geburtsvorganges
  • Steißbeinläsionen (Coccygodynie) ebenfalls durch die Geburt verursacht sind sehr schmerzhaft und haben eine Funktionseinbuße des Beckenbodens zur Folge
  • Entleerungsstörungen von Blase und Darm (Miktions- und Defäkationsstörung)

Ein Tabuthema ist immer noch die Wind- und Stuhlinkontinenz nach Geburten, die durch eine Verletzung der Schließmuskulatur ausgelöst wird (Dammriss 3. und 4. Grades).

Eine Rectusdiastase (ausgedehnte Weitung der beiden geraden Bauchmuskelstränge) kann ich durch ein funktionelles Bauchmuskeltraining behandeln. Es kommt wieder zum Schließen der Bauchmuskeln zu Mitte hin, die für die erforderliche Halte- und Stützkraft sorgen.